Friedrich W. Kasten über Goltz' Arbeiten
Hubertus von der Goltz gehört zu den wenigen figurativen Bildhauern unserer Zeit, die es verstehen, in ihrem Werk inhaltliche Aktualität und formale Zeitlosigkeit zu einer kontinuierlichen Formensprache zu legieren.
Sein figurativer Minimalismus schöpft aus der Ausdrucksqualität einer elementaren Form – der menschlichen Figur. Der Verzicht auf einen erzählenden Kontext in seiner Arbeit hin zu einer sinnbildhaften und damit sinnstiftenden Strategie, gibt seinen Arbeiten eine Gewichtung zugunsten des Gefühls. Der Erlebniswert seiner Arbeiten, wie auch ihr hoher Wiedererkennungswert, resultieren aus einer ausgereiften singulären Formensprache. Die Eindrücklichkeit seiner Arbeiten erwächst aus dem ästhetischen Dialog von Figur und Raum, Figur und Architektur, Figur und Betrachter.
Die Skulpturen von Hubertus von der Goltz sind Raumzeichen und die Figuren wirken als Zeichen im Raum. Seine Arbeiten finden Beachtung und Aufmerksamkeit, weil sie überraschen, faszinieren und unsere Sehgewohnheiten irritieren. In der Simplizität ihrer öffentlichen Erscheinung, die alle statischen und tektonischen Bedingungen scheinbar so spielerisch leicht überwunden haben, begründet sich auch die metaphorische Wirkung seiner Arbeiten als prägnantes existentielles Zeichen.
Dass die kleineren Formate für den Innenraum nichts an ihrer ästhetischen wie inhaltlichen Aussagekraft verlieren, gründet sich in der evokativen Macht des Symbols als solchem und dem auch hier unerwarteteten Eingriff in einen privaten Lebensraum. Die menschliche Figur ist immer auch ein gleichnishaftes, auf das eigene Selbst des Betrachters zurückweisendes Bild, mit dem man sich bewusst oder unbewusst indentifiziert. Sie regt die Einbildungskraft des Menschen an. Die abstrakte, weil allgemein gehaltene Ansprache seiner Formulierungen, lässt Raum für eine individuell subjektive Ausdeutung. Es entsteht ein Dualismus von künstlerischer Idee und aktiver Rezeption. Ein Abwägen zwischen dem klar Artikulierten und dem Unausgesprochenen.
In ihrer Erscheinungsweise sind die Arbeiten von Hubertus von der Goltz ein in sich geschlossenes, bildhauerisches Konzept. Auf der Ebene der Wirkungsästhetik bleiben sie ein offenes System - ein Angebot zur Wahrnehmung.
Friedrich W. Kasten im Nov. 2000